Was war denn da in Meißen los?
- Norbert Ockenga
- vor 3 Tagen
- 3 Min. Lesezeit
So entstand der Eklat beim Liga Nord-Rennen in Meißen.
Und plötzlich hatte die Speedwayliga Nord ganz schlechtes Feng-Shui. Unmittelbar vor dem Rennen in Meißen am Samstag zog der MC Güstrow seine Torros zurück. Denn deren Fahrer Patrick Hyjek hätte in Meißen keinen Einlass ins Stadion bekommen – aufgrund eines Vorfalls, der etwa zwei Jahr zurückliegt. Damals fuhr Hyjek noch für Meißen, wechselte dann aber zu den Ligateams von Leipzig respektive Güstrow.
Der Transfer ist der Auslöser für einen Streit, der in einem Hausverbot für Hyjek und sein Team ins Meißener Stadion mündete. „Dabei geht es um einen finanziellen Streitfall in nicht unbeträchtlicher Höhe“, konkretisiert Ronnie Weis vom MC Meißen auf Anfrage. Genauer möchte der ehemalige Rennfahrer nicht darauf eingehen, da die Auseinandersetzung inzwischen auch von Rechtsanwälten behandelt wird.
Krzysztof Hyjek, der Vater von FAhrer Patrick, hat auf drei diesbezügliche Anfragen von bahndienst.com nicht reagiert.
Die genauen Hintergründe und der Stein des Anstoßes der Auseinandersetzung sind der Redaktion von bahndienst.com bekannt. Sie spielen aber im Falle der Ereignisse vom Ligarennen keine Rolle. Fest steht: Hyjek hat Hausverbot, darf nicht ins Stadion, doch der MC Güstrow wollte dennoch unbedingt mit ihm antreten. „Als vor 14 Tagen die Nennungen eingegangen sind, haben wir den MC Güstrow darauf hingewiesen, dass wir das Team Hyjek nicht ins Stadion lassen können“, erinnert sich Weis. „Aber in jeder Email, die wir seither aus Güstrow bekommen haben, ist immer wieder gesagt worden: ‚Wir treten nur an, wenn Hyjek fahren kann.‘“
Güstrow hätte ohne Hyjek ganz normal und mit einer vollen Mannschaft am Ligarennen teilnehmen können. – Ronnie Weis
Das aber konnte der Meißener Verein allein deshalb schon nicht zulassen, weil er damit seine eigene Position im Rechtsstreit geschwächt und auf rein juristischer Ebene – fernab aller speedwaysportlicher Belange und Ansichten – eine rechtliche Argumentationsflanke für die Anwälte der Gegenpartei geöffnet hätte.
Güstrow hätte in einem letzten Email-Austausch am Freitagnachmittag vorm Ligarennen noch auf den Einsatz von Hyjek gepocht, schildert Weis. „Wir haben ihnen auch da noch, wie jedes Mal, geschrieben, dass wir uns sehr auf sie freuen und sie herzlich willkommen heißen. Aber ohne Patrick Hyjek. Zu keinem Zeitpunkt stand jemals im Raum, dass der ganze MC Güstrow ein Stadionverbot erhalten würde. Es geht einzig und allein um die Auseinandersetzung zwischen Hyjek und dem MC Meißen.“
Weis konkretisiert: „Güstrow hätte selbst ohne Hyjek ganz normal an dem Liga Nord-Rennen teilnehmen können. Denn sie hätten mit dem Reservefahrer eine vollwertige Mannschaft stellen können.“

Doch das kam für die Mecklenburger offenbar nicht infrage. Stattdessen zog man die Mannschaft der Torros in Bausch und Bogen zurück. Teammanager Ralf Peters veröffentlichte in den Sozialen Medien eine wenig aussagekräftige Nachricht, man werde „als vollständig gemeldete Mannschaft nicht ins Stadion gelassen. Eine Aussetzung der Zwistigkeiten für die Dauer des Liga Nord-Rennens war im Interesse des Sports nicht möglich. Als Mannschaft konnten wir nicht anders handeln.“
Die entscheidende Frage wird dabei nicht angesprochen: Warum wollte Güstrow mit einem Fahrer antreten, von dem man wusste, dass er nicht ins Stadion kommen würde? Klingt irgendwie so, als ob der FC Bayern Manuel Neuer auf einen Spielbogen benennt, obwohl der am Wochenende zuvor die Rote Karte gesehen hat – doch weil der Trainer mit der Schiedsrichterentscheidung nicht einverstanden war, könne Neuer ja doch auflaufen.
Auf Nachfrage wird Teammanager Peters auch nicht konkreter. „Nach 14 Tagen telefonieren, schreiben, ja, ich möchte fast sagen kämpfen um dieses Rennen, wo es am Ende um Zwistigkeiten zweier Parteien ging und wir als Sportler, als Bahnsport, der dazu auf wackeligen Beinen steht und mit Hilfe Anderer am Ende nicht zusammenfindet“, antwortet Peters, „sollte man jetzt, bevor viele Worte hin und her fliegen, sich kurz zurücknehmen und in Ruhe überlegen, wie man damit umgeht und was man dazu in der heutigen Zeit sagt.“
Zwei direkte Anfragen an Vorstand Torsten Jürn verhallten unbeantwortet. Ein weiteres Ersuchen über die Emailadresse von der Website der Güstrower bedurfte zunächst eines weiteren Nachfassens, erst dann schickte jemand ohne Namensnennung die Antwort: „Wir werden Anfang der Woche mit einer Pressemitteilung dazu Stellung beziehen.“
Bis zum Zeitpunkt der Veröffentlichung dieser Meldung Anfang der Woche war die Pressemitteilung aber noch nicht draußen.
Das Rennen in Meißen fand dann ohne Güstrow statt. Meißen gewann sicher vor Teterow, Brokstedt und einem sogenannten Allstar-Team, das der MC Meißen laut Liga Nord-Statuten kurzfristig als Ersatz für Güstrow zusammenstöpseln musste und konnte. Damit schwamm sich Meißen auch in der Tabelle wieder von Verfolger Moorwinkelsdamm frei.
Mehr zum rein sportlichen Teil des Rennens in Sachsen folgt im nächsten Podcast von bahndienst.com – samt O-Tönen der wichtigsten Fahrer.
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