„Wir würden uns nie gegenseitig gefährden“
- Norbert Ockenga
- 14. Mai
- 3 Min. Lesezeit
Robert Lambert analysiert, wie es zum denkwürdigen Ausgang der Britischen Speedwayeinzelmeisterschaft kommen konnte.
Robert Lambert muss sich erst sammeln. Die vier entscheidenden Runden beim Finale der Britischen Speedwaymeisterschaft haben auch dem Sieger zugesetzt. Denn der letzte Lauf in Manchester hat das „British Final“ 2025 nicht nur zum wohl besten in der bisherigen Geschichte gekürt. „Es war wahrscheinlich auch eines der am härtest umkämpften. Da waren Motorräder und es wurden Linien an Stellen auf der Bahn gezogen, von denen ich gar nicht wusste, dass es überhaupt möglich wäre“, schnauft der 27-Jährige aus Sandringham beim Siegerinterview von Manchester im Livestream. „Aber diese Bahn gibt genau das her – eine gute Schau. Die Fans und wir alle haben genau das geboten bekommen.“
Lambert macht sich zuweilen rar in seiner Heimat. Dieses Jahr lässt er die Britische Liga wieder sausen. Er wohnt mit seiner Gattin Julia und dem gemeinsamen Hund in Polen. Auch die Britische Einzelmeisterschaft hat er nur sporadisch beschickt, 2024 nach einer Pause erstmals wieder. „Im vergangenen Jahr hatte ich ein schlechtes Britisches Finale. Das war damals vielleicht ein Segen – denn es hat mir erlaubt, die richtigen Schritte einzuleiten, um für das Speedway der Nationen das Ruder rumzureißen“, philosophiert er. „Dan Bewley und ich sind sicher beide vorn fast auf Augenhöhe unterwegs. Da liegen nur Kleinigkeiten zwischen uns beiden. Und wenn man dann in die Tiefe des Feldes beim ‚British Final’ schaut – es ist großartig zu sehen, wie der britische Speedwaysport gerade wieder aufblüht.“
Wir vertrauen einander auf der Bahn. – Robert Lambert
Das Finale der Einzelmeisterschaft ist gleichzeitig auch das Präludium für gleich zwei Grands Prix in Manchester in ziemlich genau einem Monat. „Wir hatten jetzt denselben Motor drin wie beim Peter-Craven-Memorial. Da hat er überhaupt nicht funktioniert. Jetzt haben die passenden Einstellungen gefunden“, gewährt der Meister Einblick. „Ich hoffe, dass die Bahn beim Grand Prix ähnlich ist, mit nicht zu viel Wasser. Dann steht einem guten Meeting nichts im Wege.“

Der Kampf zwischen Bewley und Lambert mit ständigen Positionswechseln und teils hartem Einsteigen ist auch Tage nach dem Endlauf noch Gesprächsthema Nummer 1 in der Bahnsportwelt. Und zwar weit über England hinaus. Das Duell, das phasenweise dank des stoisch innen die Kurven kratzenden Charles Wright und des munter auf allen Linien mitmischenden Chris Harris zu einem Vierkampf anschwoll, zeigte, wie man hart, aber dennoch fair Rennen fahren kann. „Wir sind immer noch Kumpel“, beschreibt Lambert sein Verhältnis zu Bewley. „Wir würden uns nie gegenseitig auf eine gefährliche Art und Weise echt in die Bredouille bringen. Wir vertrauen einander, weil wir wissen, dass wir uns nie absichtlich gefährden würden.“
Dank dieser Grundhaltung hinterlässt das Spektakel von der Hyde Road einen ähnlichen Eindruck wie ein Handballspiel: Die Akteure steigen knallhart ein, schenken einander nichts – gehen dabei aber nie über die Grenzen von Fairness und Respekt hinaus. Der Abend von Manchester steht so als Paradebeispiel für alles, was Speedway und Bahnsport auszeichnet – und auch positiv von vielen anderen Motorsportsparten abhebt. Getragen wird diese Abgrenzung von der Einstellung der Hauptdarsteller Lambert und Bewley. Und davon, wie sie ihre Attitüde zu Fair Play und Real Racing auf der Bahn umsetzen.
In der Analyse des Getümmels der entscheidenden vier Runden sticht heraus, wie cool Lambert sich für den äußerten Startplatz entschieden hat – nachdem Bewley das Recht der ersten Wahl hatte und auf Rot ging. Lambert grämte sich nicht über Gelb, sondern setzte von dort aus kommend einen Fahrplan für die erste Runde perfekt um, schob sich eingangs der zweiten Runde in Front. „Manchmal ist die erste Wahl nicht die einfachste“, lächelt er über die Startplatzziehprozedur. „Denn da stehen einem vielleicht sogar zu viele Möglichkeiten offen. Ich war ganz froh, dass Dan die erste Wahl hatte – und ich dann einfach den besten Startplatz nehmen konnte, der noch übrig blieb.“
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